Alkoholismus – sicherlich denken Sie, das betrifft mich nicht und möchten am liebsten wegklicken. Doch warten Sie einen Moment und beantworten Sie ehrlich einmal folgende Fragen nach dem CAGE-Test:
Cut-down: Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, dass Sie weniger Alkohol trinken sollten? Ja/Nein?
Annoyed: Haben Sie sich schon einmal darüber geärgert, dass andere Ihr Trinkverhalten kritisiert haben? Ja/Nein?
Guilt: Haben Sie sich wegen Ihres Alkoholkonsums schon einmal schlecht oder schuldig gefühlt? Ja/Nein?
Eye-opener: Haben Sie jemals bereits morgens Alkohol getrunken, um Ihre Nerven zu beruhigen oder keinen Kater zu bekommen? Ja/Nein?
Dieser Fragebogen ist zur Identifizierung einer möglichen Alkoholproblematik entwickelt worden. Der CAGE-Test nach Mayfield, McLeod und Hall (1974) kann in das psychiatrische Gespräch eingeflochten, aber auch im Sinne eines Selbsttestes beantwortet werden.
Ein dringender Verdacht auf das Vorliegen eines Alkoholproblems besteht, wenn mindestens zwei Fragen positiv beantwortet werden. An diese CAGE-Fragen sollte sich ein ärztliches Gespräch anschließen, um den aktuellen Problemzustand näher zu erkunden.
Weitere Tests
Es gibt weitere Tests, wie z.B. einen von der WHO entwickelten Fragebogen namens „AUDIT“ (Alkohol Use Disorders Identifikation Test) nach Babor, de la Fuente, Saunders und Grant (1992). Insgesamt können 40 Punkte erreicht werden. Ein Wert von acht Punkten und mehr gilt als Hinweis auf einen problematischen Alkoholkonsum. Dieser Test wird in der Facharztpraxis von Frau Dr. Stahl durchgeführt und anschließend ein entsprechendes Gespräch im Sinne einer Früherkennung eines möglichen Alkoholproblems geführt.
Ein weiterer wichtiger Alkoholismus-Staging-Test ist der Münchener Alkoholismustest (MALT) von Feuerlein, Küfner, Ringer und Antons, der in Deutschland wohl die stärkste Verbreitung gefunden hat. Auch dieser Test wird in unserer Praxis durchgeführt.
Sollte der Proband bzw. Patient einen gewissen problematischen Alkoholkonsum aufweisen, kann die Kombination von psychotherapeutischen und traditionell chinesischen Maßnahmen, insbesondere Akupunktur und die Anwendung von klassischen chinesischen Arzneimittelrezepturen, helfen, das problematische Trinkverhalten aufzulösen. Gerade in diesem Bereich konnte ich in meiner langjährigen traditionell chinesischen Ausbildung vielerlei Erfahrungen sammeln.
Zum Alkoholismus von Ärzten: Ärzte und Abhängigkeit
Oftmals sprechen Ärzte ihre Patienten selbst nur ungenügend auf eine mögliche Alkoholismusgefährdung an. Dies hängt nicht selten mit einem eigenen Alkoholismusproblem zusammen. Ärzte entwickeln häufiger als andere Personengruppen Abhängigkeiten.
Die Leberzirrhosequote bei Ärzten ist 8-Mal höher als in der Durchschnittsbevölkerung und das Abhängigkeitsrisiko im Generellen beträgt das 30 – 100-Fache. In den USA sind 90% der bedeutsamen Erkrankungen berufstätiger Ärzte Abhängigkeitserkrankungen. Mit anderen Worten, die Chance eines Abhängigen oder eines potenziell Abhängigen auf sein Alkoholproblem angesprochen zu werden, hängt auch davon ab, wie der Arzt seinen eigenen Alkoholkonsum kritisch bewertet.
I. Alkoholismus-Typologien nach Jellinek (1960)
Jellinek hat fünf Subgruppen von Trinkern unterschieden in Anlehnung an das griechische Alphabet:
1. Alpha-Trinker
Alpha-Trinker sind typische Konflikttrinker. Sie trinken vor allem aus psychischen Gründen, um Spannungen wie Ärger und Stress und diffuse Unlustgefühle abzubauen. Die psychische Abhängigkeit ist meist nur gering ausgebildet, die körperliche Abhängigkeit liegt noch nicht vor.
Hier ergeben sich hervorragende Möglichkeiten für die traditionelle chinesische Medizin und für Entspannungsverfahren.
2. Beta-Trinker
Beta-Trinker sind als soziale Gelegenheitstrinker zu charakterisieren. Ihr Trinkverhalten wird durch soziale Umstände im Privatleben, z.B. Clubleben, Stammtisch oder im Beruf (z.B. Gastronomie) begünstigt.
Psychische oder körperliche Abhängigkeit liegen nicht vor.
3. Gamma-Trinker
Gamma-Trinker sind der Prototyp von süchtigen Trinkern, die die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren haben. Gammatrinker sind nicht mehr in der Lage, zu jeder Zeit aufzuhören, sondern trinken oftmals solange weiter, bis starke Trunkenheit vorliegt.
Die Fähigkeit eine Zeit lang auf Alkohol zu verzichten wird dann oftmals als Beleg missgedeutet, dass das Trinken noch beherrscht wird. Körperliche und psychosoziale Folgeerscheinungen treten ein.
4. Delta-Trinker
Delta-Trinker sind sog. Spiegeltrinker. Delta-Trinker haben die Kontrolle über den Trinkzeitpunkt verloren. Um Entzugserscheinungen zu vermeiden und ihre eigene allgemeine Funktionstüchtigkeit zu erhalten, sorgen sie für einen ständig vorhandenen, ausreichenden Alkoholspiegel. Körperliche Abhängigkeit liegt vor. Zu einem Kontrollverlust im Sinne eines nach Trinkbeginn eintretenden Totalbetrinkens kommt es nicht. Ein typisches Beispiel ist der Weinbauer, der über den Tag verteilt den Alkohol zu sich nimmt.
5. Epsilon-Trinker
Dies sind die klassischen Quartalstrinker oder Dipsomaniker, die zwischen z.T. Monaten auseinanderliegenden starken Trinkepisoden Tage bis Monate normalen Alkoholkonsums oder Abstinenzphasen zu verzeichnen haben.
II. Phasen der Alkoholabhängigkeit
Jellinek hat nach seinen klinischen Beobachtungen und in Zusammenarbeit mit den Anonymen Alkoholikern drei Phasen mit 42 Merkmalen unterschieden:
- Anfangs- oder Prodromalphase
- Kritische Phase
- Chronische Phase
Klassische Symptome der Anfangs- bzw. Prodomalphase:
Alkoholische Blackouts, Filmrisse, Räusche mit Erinnerungslücken, heimliches Trinken, dauerndes Denken an Alkohol, gieriges Trinken der ersten Gläser, Schuldgefühle, Vermeiden von Anspielungen auf Alkohol.
Klassische Symptome der kritischen Phase:
- Alkoholiker-Alibis mit Rechtfertigungsversuchen
- Widerstand gegen Vorhaltungen
- großspuriges Benehmen
- auffallend aggressives Benehmen
- dauernde Zerknirschung
- Perioden völliger Abstinenz
- Änderung des Trinksystems
- Aufgeben von Freunden und Arbeitsplatz
- auf Alkohol konzentriertes Verhalten
- Verlust an äußeren Interessen
- neues Auslegen zwischenmenschlicher Beziehungen
- erhöhtes Selbstmitleid
- Auswirkungen auf das Familienleben
- chronischer Unwille
- beständiges Bestreben, den Alkoholvorrat zu sichern
- Vernachlässigung einer angemessenen Ernährung
- Einweisungen ins Krankenhaus
- alkoholischer Eifersuchtswahn
- regelmäßiges morgendliches Trinken
- Abnehmen der sexuellen Lust
Klassische Symptome der chronischen Phase:
- Verlängerte tagelange Räusche
- bemerkenswerter ethischer Abbau
- Beeinträchtigung des Denkens
- passagere alkoholische Psychosen
- Trinken mit Personen weit unter dem Niveau
- Zuflucht zu technischen Produkten wie Haarwasser
- Rheumamittel und Brennspiritus
- Verlust der Alkoholtoleranz
- Angstzustände
- Zittern
- psychomotorische Hemmungen
- Besessenheit
III. Psychiatrisch-neurologische Begleiterkrankungen des Alkoholismus
1. Entzugssyndrom oder Entzugsdelir
Ein Alkoholentzugsdelir stellt eine akute exogene Psychose dar, die aufgrund einer schweren Alkoholintoxikation oder nach einem sehr schweren absoluten Alkoholentzug nach langer schwerer Trinkvorgeschichte auftritt. Es verläuft nicht selten tödlich.
Die Betroffenen sind örtlich, zeitlich und situativ desorientiert und psychotisch. Es kann zur Bewusstseinstrübung, psychomotorischer Unruhe, akustischen und visuellen Halluzinationen kommen.
2. Alkoholhalluzinosen
Bei schweren Formen des Alkoholismus kann es zur Entwicklung einer überwiegend durch akustische Halluzinationen gekennzeichnete Psychose kommen.
Der alkoholische Eifersuchtswahn ist extrem selten, aber dann unübersehbar.
3. Korsakow-Syndrom
Das Korsakow-Syndrom stellt gewissermaßen die Demenzform des Alkoholismus dar. Es ist durch die Trias Merkfähigkeitsstörung, Desorientierung und Konfabulation gekennzeichnet.
Nicht selten wird dieses Krankheitsbild durch den unerfahrenen Untersucher übersehen, denn die alltagspraktische Funktionstüchtigkeit und eine gewisse Fassade im Habitus und in den Umgangsformen bleiben erhalten.
4. Wernicke-Enzephalopathie
Die Wernicke-Enzephalopathie, die mit akuten neurologischen Symptomen, wie Augenmuskellähmungen, Pupillenstörungen und Nystagmus verknüpfte Wernicke-Enzephalopathie geht oft in ein Korsakow-Syndrom über. Möglicherweise stellen beide Syndrome nur unterschiedliche Stadien der gleichen Erkrankung dar. Zu Grunde liegt ein extremer Vitamin-B-Mangel.
Ein wichtiger prophylaktischer Behandlungsschritt bei chronischem Alkoholismus sind regelmäßige Vitamin-B-Komplexinfusionen.
5. Krampfanfälle und Hirnatrophie
IV. Weitere somatische Folgeerkrankungen bei chronischem Alkoholismus
1. Entzugssyndrom oder Entzugsdelir
Ein Alkoholentzugsdelir stellt eine akute exogene Psychose dar, die aufgrund einer schweren Alkoholintoxikation oder nach einem sehr schweren absoluten Alkoholentzug nach langer schwerer Trinkvorgeschichte auftritt. Es verläuft nicht selten tödlich.
Die Betroffenen sind örtlich, zeitlich und situativ desorientiert und psychotisch. Es kann zur Bewusstseinstrübung, psychomotorischer Unruhe, akustischen und visuellen Halluzinationen kommen.
2. Alkoholhalluzinosen
Bei schweren Formen des Alkoholismus kann es zur Entwicklung einer überwiegend durch akustische Halluzinationen gekennzeichnete Psychose kommen.
Der alkoholische Eifersuchtswahn ist extrem selten, aber dann unübersehbar.
3. Korsakow-Syndrom
Das Korsakow-Syndrom stellt gewissermaßen die Demenzform des Alkoholismus dar. Es ist durch die Trias Merkfähigkeitsstörung, Desorientierung und Konfabulation gekennzeichnet.
Nicht selten wird dieses Krankheitsbild durch den unerfahrenen Untersucher übersehen, denn die alltagspraktische Funktionstüchtigkeit und eine gewisse Fassade im Habitus und in den Umgangsformen bleiben erhalten.
4. Wernicke-Enzephalopathie
Die Wernicke-Enzephalopathie, die mit akuten neurologischen Symptomen, wie Augenmuskellähmungen, Pupillenstörungen und Nystagmus verknüpfte Wernicke-Enzephalopathie geht oft in ein Korsakow-Syndrom über. Möglicherweise stellen beide Syndrome nur unterschiedliche Stadien der gleichen Erkrankung dar. Zu Grunde liegt ein extremer Vitamin-B-Mangel.
Ein wichtiger prophylaktischer Behandlungsschritt bei chronischem Alkoholismus sind regelmäßige Vitamin-B-Komplexinfusionen.
5. Krampfanfälle und Hirnatrophie
IV. Weitere somatische Folgeerkrankungen bei chronischem Alkoholismus
Im Bereich der Inneren Medizin gibt es kaum ein Organsystem, das nicht durch Alkoholkonsum direkt oder indirekt, durch Vitaminverbrauchmangel und Fehlernährung oder durch Malresorbtion geschädigt wurde.
1. Leberkrankungen (Fettleber, Alkoholhepatitis, Leberzirrhose)
Als kritischen Schwellenwert für die Ausbildung einer Leberzirrhose gilt ein täglicher Konsum reinen Alkohols von mehr als 20g bei Frauen und 60g bei Männern. Man bedenke, dass diese Menge lediglich einem viertel Liter Wein bei Frauen und einem dreiviertel Liter Wein bei Männern, und die entsprechende doppelte Menge Bier, entspricht!!! Das heißt, der tägliche Genuss von einem viertel Liter Wein über viele Jahre bei Frauen reicht aus, um an einer Leberzirrhose zu erkranken. Eine Tagesdosis Alkohol von 70g bei Frauen bzw. von 240g bei Männern erhöht das Leberzirrhoserisiko bereits um das 100-Fache.
Wie viel Ethanol, also Alkohol, enthalten alkoholische Getränke?
- Ein Liter Vollbier (5%) enthält 40g Alkohol pro Liter.
- Ein Liter Weißwein (11%) enthält 90g Alkohol pro Liter.
- Ein Liter Rotwein (12.5%) enthält 100g pro Liter.
- Ein Liter Portwein (20%) enthält 160g pro Liter.
- Ein Liter Champagner (12,5%) enthält 100g pro Liter.
- Ein Liter Wodka (40%) enthält 320g pro Liter.
- Ein Liter Whiskey (40%) enthält 320g pro Liter.
2. Weitere internistische Erkrankungen
- Folgeerkrankungen der toxischen Leberzirrhose sind Pfortaderhochdruck
- Aszites (Bauchwassersucht)
- Blutungen der Speiseröhrenkrampfadern (Ösophagusvarizen)
- Hämorriden
- Venenveränderungen in der Bauchdecke (Caput medusae)
- Milzvergrößerung
Weitere Komplikationen:
- Karzinome des Rachens und der Speiseröhre, Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, Entzündungen und Karzinome
- Magenschleimhautentzündungen und Karzinome
- Chronischer Alkoholismus führt zu Bluthochdruck, Herzmuskelerkrankungen und Herzinsuffizienz
- Chronischer Alkoholismus erhöht das Hirnblutungsrisiko
3. Chronischer Alkoholismus und Brustkrebs
Es besteht eine eindeutige Dosis-Wirkungsbeziehung zum Mammakarzinomrisiko. Das Mammakarzinomrisiko erhöht sich um 40% bei einer täglichen Aufnahme von 12g Alkohol (ein reichliches Glas Wein). Es erhöht sich um 70% bei 24g Alkohol. Und es erhöht sich um 100% bei 35g Alkohol täglich. Eine Steigerung um, im Mittel, 10g Alkoholverzehr pro Tag, erhöht das Risiko um weitere 9%.
Ich hoffe, dass ich mit diesen Ausführungen zu den Gefahren des Alkoholismus den Leser animiert habe, seinen eigenen Alkoholkonsum kritisch zu überprüfen. Auch hier liegt der Wert insbesondere in der Früherkennung der Gefahren und in einer guten Prophylaxe.