1. Definition: Morbus Parkinson (Paralysis agitans)
Diese häufige Erkrankung ist bereits seit alter Zeit bekannt und wurde erstmals umfassend von James Parkinson 1817 beschrieben.
Die Erkrankung beginnt regelhaft zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr mit einem Erkrankungsgipfel in der sechsten Lebensdekade. Nur selten beginnt sie vor dem 30. Lebensjahr. Sie tritt mit einer Prävalenz, d.h. mit einer Erkrankungshäufigkeit von 1:200 bis 500 auf, d.h. etwa jeder 200. bis 500. der Bevölkerung leidet an einem Morbus Parkinson.
2. Symptome
Das Parkinson-Syndrom ist durch die Symptome Akinese bzw. Bradykinese (Bewegungsverarmung bis Unbeweglichkeit), Rigor (Muskelversteifung) und Tremor (Zittern in Ruhe) gekennzeichnet. Dazu kommen häufig in wechselnder Ausprägung vegetative Symptome, wie z.B. Temperaturregulations- bzw. Thermoregulationsstörungen, orthostatische Dysregulation (Kreislaufdysregulationen), Obstipation (Verstopfung), erhöhte Talgsekretion, reduzierte Speichelsekretion, depressive Verstimmungen.
3. Ursache
Der Grund für die Entstehung der Parkinsonsymptome ist der vermehrte spontane Untergang sog. Dopaminerger (Dopamin produzierende Nervenzellen) in der Substantia nigra (schwarze Zellschicht im Mittelhirn). Diese Zellen produzieren den Nervenbotenstoff Dopamin.
4. Epidemiologisches
Aus transkultureller Hinsicht ist interessant, dass die Häufigkeit in der schwarzen Bevölkerung im Vergleich zur weißen Bevölkerung nur ein Viertel beträgt. Die Inzidenz in der asiatischen Bevölkerung hingegen liegt nur bei einem Drittel von der in der europäischen und amerikanischen Bevölkerung.
In Kanada konnte z.B. beobachtet werden, dass sich in Regionen, in denen gehäuft Pflanzenschutzmitteln eingesetzt wurden, das Parkinson-Syndrom früher und häufiger ausbricht.
Ätiopathogenetisch wurde auch diskutiert, dass ein erhöhter oxidativer Stress an der Genese mitbeteiligt ist. Eine Hypothese besagt, dass der Morbus Parkinson durch ein vermehrtes Anfallen von Hydroxylradikalen im zentralen Nervensystem, besonders in den Basalganglien zustande kommt.
Hier ergeben sich enorme Hinweiszeichen auf die Möglichkeiten einer orthomolekularen Substitution (gesunde Ernährung und Ergänzung durch Antioxidanzien). Eindeutig bewiesene Wissenschaftstheorien hierzu liegen bisher allerdings noch nicht vor.
Diskutiert werden auch, dass Trigger-Faktoren, wie Stress und Umweltgifte, Beeinträchtigungen des nigrostriatalen dopaminergen Systems hervorrufen, die sekundär zu einen erhöhtem Dopaminstoffwechsel und damit zu einem Vermehrten Anfall von Hydroxylradikalen führen.
Es gibt verschiedene Entstehungsweisen des Parkinsons, so den idiopathischen, den genetisch bedingten, den postenzephalitischen (nach Gehirnentzündung), den posttraumatischen (nach Traumen), den metabolischen (stoffwechselbedingten), den iatrogenen (nach bestimmten Medikamenten, wie z.B. Neuroleptika, Kalziumkanalblocker vom Typ Flunarizins und Cinnnarizins), den toxischen und den durch Gehirntumor bedingten Parkinson.
Es gibt eine Fülle von selteneren Formen, die, wie z.B. das Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom, das Shy-Drager-Syndrom oder das Parkinson-Demenz-Syndrom. Auf diese Sonderformen soll im Rahmen der Webpage nicht eingegangen werden.
5. Klinische Symptome
Eine frühe Erkennung des Parkinson-Syndroms und eine sachgerechte multimodale Therapie, die sowohl medikamentöse wie auch orthomolekulare, krankengymnastische, psychotherapeutische und ernährungsmedizinische sowie traditionell chinesische Aspekte einbezieht, ist dringend erforderlich (s.u.).
Im weit fortgeschrittenem Stadium kommt es zu einer deutlichen Ausprägung der Symptome: Bradykinese, d.h. Verlangsamung der Bewegung, bzw. Akinese, d.h. deutliche Verlangsamung der Bewegung (Rigor und Tremor).
a) Akinese
Die Akinese macht sich dadurch bemerkbar, dass Bewegungen nicht ausreichend schnell in Gang gebracht, aber auch nicht ausreichend schnell gestoppt werden können; weiterhin dadurch, dass die Bewegungen insgesamt verlangsamt sind und nicht lange genug durchgeführt werden können. Dies führt bei rhythmischen Bewegungen sehr häufig zu einer Dysrhythmizität der Bewegung.
b) Rigor
Rigor ist eine gleichmäßige Tonuserhöhung von Agonisten und Antagonisten, d.h. gegensätzlich wirkenden Muskeln. Dabei lässt sich häufig ein Zahnradphänomen beobachten, d.h., dass der Tonus ruckartig zunimmt und abnimmt. Das Zahnradphänomen wird durch den gleichzeitig vorliegenden Tremor mitverursacht.
c) Tremor
Parkinsonpatienten weisen in späteren Stadien einen deutlichen Ruhetremor auf, die rhythmische Hin- und Her-Bewegung einer Extremität oder eines Extremitätenendes um eine Achse. Der Ruhetremor wird in völlig entspannter Körperhaltung beobachtet. Der Patient liegt dabei, die Hände in der Leiste haltend. Der Ruhetremor weist eine Frequenz zwischen 4 und 6 Hz. auf.
Der Ruhetremor ist abzugrenzen gegen andere Tremorarten, die bei anderen Krankheitsbildern, wie z.B. bei der Multiplen Sklerose, der Intensionstremor auftritt.
Mögliche frühe Anzeichen eines Parkinsonsyndroms und Beschwerden, über die Patienten frühzeitig klagen:
- innere Unruhe
- Zittern bei emotionaler Belastung
- verminderte Fähigkeit zu komplexen feinmotorischen Leistungen wie Schreiben, Stricken, Eindrehen von Schrauben, Klavierspielen, Zeichnen
- wenig gute Stimmmodulation beim Singen
- kaum Durchhaltevermögen beim Pfeifen
- mimische Einschränkungen beim Lachen und anderen gestischen Bewegungen
- Nachziehen eines Beines
- allgemeines Steifheitsgefühl
- Schmerzsymptome in den Schultern und zwischen den Schulterblättern
- Schmerzen an den Oberarmen
- Schmerzen in den Waden und Schmerzen in den Zehen
- Nachlassen der Leistungsfähigkeit
- verminderte Ausdauer bei motorischer Belastung
- Traurigkeit
- Vereinsamungstendenzen
- vegetative Symptome, wie Gewichtsabnahme, Appetitmangel, Verstopfung, Speichelfluss, salbiges Gesicht, Libidoverlust, Schlafstörungen
Neurologische Symptome, die im Frühstadium eines Parkinson-Syndroms beim Neurologen oftmals nachweisbar sind:
- Tremor bei Muskelanspannung oder beim Zeichnen von Kreisfiguren zeigt sich
- Nachziehen eines Beines bei leichter Beugung im Kniegelenk
- Verkürzung der Wechselschritte nach vorn beim Gehen auf der Stelle
- beim Versuch mit den Beinen zu pendeln, kürzerer Ausschlag auf einer Seite
- Mikrographie, d.h. Verkleinerung der Schrift
- Tonuserhöhung im Handgelenk und bei Pronation und Supination bzw. Rotation des Daumens im Grundgelenk
- Hypomimie (Erstarrung des Gesichts)
- Erweiterung der Lidspalte auf einer Seite
- Spontanbewegung der Augäpfel ist verlangsamt
- Konvergenzparese
- Sprachmelodie eintönig
- erschwerte Artikulation konsonantenreicher Wörter
- verminderte einseitige Gestik
- verminderte Mitbewegung eines Armes beim Gehen
- Heranführen der Oberarme an den Körper (Adduktion)
- Beugung der Finger im Grundgelenk, Streckung in End- und Mittelgelenken
- Adduktion (Heranführung) des Daumens an das Zeigefingermittelglied
- eingeschränkte Wechselbeweglichkeit zwischen Mittel- und Ringfinger
6. Therapie
Eine ganzheitliche Therapie eines an Morbus Parkinson erkrankten Patienten erfordert eine Therapie auf körperlicher, seelischer und energetischer sowie ernährungsmedizinischer Basis. Dem trägt das Praxislogo mit der allgemeinen Abhandlung über die Grundlagen meines ärztlichen Tuns Rechnung.
a) Zur schulmedizinisch fundierten medikamentösen Therapie:
Die schulmedizinische Therapie des Parkinson-Syndroms stellt eine wesentliche Säule in der Behandlung der Parkinsonsymptome dar.
Gerade in den letzten Jahren hat die Wissenschaft eine Fülle von neuen Therapiestrategien und Medikamenten entwickelt. Uns stehen L-Dopa, MAO-B-Hemmer, Entacapon, Dopaminagonisten, Anticholinergika, Glutamatantagonisten mit vielen neueren Entwicklungen zur Verfügung.
Die medikamentöse Einstellung eines Parkinson-Patienten bedarf einer großen Sorgfalt und klinischen Erfahrung sowie Liebe zum Detail und Geduld.
Gelingt es, die medikamentöse Einstellung immer wieder dem Krankheitsprozess anzupassen, dann können die Beeinträchtigungen durch die Erkrankung selbst lebenslang sehr gering gehalten werden. Dies erfordert allerdings eine hervorragende Compliance und hohe Motivation des Patienten sowie ein detailliertes Fachwissen beim behandelnden Arzt.
Welche Komplikationen können beim Morbus Parkinson auftreten?
Wir kennen motorische Komplikationen, die sich in einer nachlassenden Wirkung der Medikamente (wearing-off) oder in einer On-Off-Störung ausdrücken sowie ein Freezing, eine unvorhergesehene Bewegungserstarrung.
Treten vermehrt unwillkürliche Bewegungen auf, sprechen wir von Dyskinesien, die auch einer Optimierung der Einstellung der Medikamente bedürfen.
Oftmals kommt es zu Stürzen mit Gleichgewichtsstörungen, Bewegungsverharren und Blutdruckregulationsstörungen.
Das autonome Nervensystem kann gestört werden. Es können folgende Symptome auftreten:
- Blutdruckregulationsstörungen
- Verstopfung
- Harnverhalt
- Störungen der Sexualfunktion
- gestörte Wärmeregulation
- Schmerzen und Missempfindungen
- Schluckstörungen
- vermehrtes Schwitzen und Augenlidentzündungen
An neuropsychiatrischen Problemen finden sich oftmals depressive und innere Unruhesymptome, Angsterkrankungen und Gedächtnisstörungen. Oftmals schlafen die Patienten schlecht, sind nachts schlaflos und am Tag schläfrig. Haben Albträume und Restless-legs.
b) Weitere Therapieoptionen
In jedem Falle kommt einer regelmäßigen physikalischen Therapie eine große Bedeutung zu.
Ernährungsmedizinische Aspekte:
Patienten mit Parkinsonerkrankung haben oftmals ein niedriges Körpergewicht als Folge eines durch den Tremor und den erhöhten Muskeltonus bedingten vermehrten Energieverbrauchs und einer vermehrten Gewichtsabnahme bei motorischen Störungen.
L-Dopa sollte grundsätzlich nicht zu den Mahlzeiten, sondern etwa 30 Minuten vorher oder mindestens eine Stunde nachher eingenommen werden. Die Aufnahme des Medikaments in die Blutbahn sollte nicht durch Nahrungsaufnahme von eiweißhaltigen Nahrungsmitteln, wie Milch, Fleisch, Quark, Käse kompetitiv gehemmt bzw. vermieden und eingeschränkt werden. Bei gleichzeitiger Einnahme von eiweißreichen Speisen wird die Aufnahme des L-Dopas im Darm deutlich vermindert. Diese deutliche Beeinflussung der Bioverfügbarkeit von L-Dopa beim gleichzeitigen Verzehr von proteinreichen Nahrungsmitteln begünstigt oftmals eine zusätzliche Mangelernährung der Patienten. Mit entsprechender Beratung muss versucht werden, die Gefahren einer unzureichenden Zufuhr von Energie und Nährstoffen als Folge dieser Ernährungsumstellung zu vermeiden. Darüber hinaus wird ein erhöhter antioxidativer Stress diskutiert.
Möglicherweise kommt freien Radikalen bei der Entstehung der Erkrankung eine erhöhte Bedeutung zu. Dies rechtfertigt eine orthomolekulare zusätzliche Therapie mit antioxidativen Vitaminen und Carotinoiden. Hier bedarf es einer umfassenden orthomolekularen und ernährungsmedizinischen Beratung. Aus ganzheitlich-medizinischer Sicht ist sicherlich insbesondere für ältere Patienten die zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll und notwendig.
c) Traditionell Chinesische Medizin in der Behandlung von Morbus Parkinson
Die Traditionell Chinesische Medizin lehrt, dass Parkinson-Syndrome in ihrer Entstehungsweise auf drei große syndromatologische Zustandsbeschreibungen zurückzuführen sind.
aa) Depletio von Qi und Xue
bb) Depletio von Yin renale und Ying hepatici
cc) Depletio von Qi lienale astomachi
Insbesondere die chinesische Kräutermedizin vermag auf diese drei medizinischen Erscheinungsformen einzuwirken und das Allgemeinbefinden der Parkinsonerkrankten sowie insbesondere die vegetativen Begleitsymptome selbst zu verbessern. Eine herausragende Bedeutung in der Parkinsontherapie kommt der traditionell chinesischen Behandlung der vegetativen Störungen zu.
Ergänzend sind Tuinamassagen und Qi-Gong Übungen sehr hilfreich.
d) Psychisches
Psychosomatiker wie Uexküll haben die Parkinsonerkrankung auch nach vielen Kriterien der modernen psychosomatischen Medizin untersucht. Neben reaktiv-depressiven Aspekten wird auch eine gewisse prämorbide Einstellung diskutiert.
Psychodynamisch schreibt z.B. Uexküll einem unmäßig forderndem Über-Ich eine enorme Bedeutung zu. Anderseits sollte die Aufgabe des Therapeuten darin bestehen, es dem Patienten besser gelingen zu lassen, die erzwungene Passivität ohne Schuldgefühle zu ertragen und verbliebene Fähigkeiten ohne ehrgeizige Überanstrengungen zu nutzen und auszubauen.
Weitere Informationen erhalten Sie bei der Deutschen Parkinson Vereinigung Bundesverband e.V., Moselstraße 31, 41464 Neuss, Telefon: 0213 14101-6 / 7